Nachhaltigkeit – ein Thema im Fastelovend? (Nicci)

In der vergangenen Session habe ich mich in meinen Beiträge vom aktiven Karneval entfernt und ein allgemeines Thema aufgegriffen, das uns im Alltag begegnet, aber eben auch den Fastelovend betrifft. Es ging um „Frauen im Karneval“. Dieses Jahr habe mich erneut für ein Thema entschieden, welches uns immer und überall begleitet und bei dem auch der Karneval eine vorbildliche Rolle einnehmen kann. Es geht dabei um Nachhaltigkeit.

Hierzu habe ich mir Gesprächspartner gesucht, von denen ich weiß, dass sie sich mit dem Thema generell befassen. Und meine erste Unterhaltung zu dem Thema habe ich mit Pierre geführt. Der leidenschaftliche Musiker spielt Gitarre und hat seine eigenen vier Wände in der Liedschmiede seiner BandPlanschemalöör“. 

Pierre hat bereits sein vielen Jahren vegetarisch gelebt, wurde dann unter anderem durch die Fridays For Future-Bewegung davon überzeugt, auf vegane Ernährung umzustellen. Nachhaltigkeit ist demnach auch ein Aspekt, der ihn zu diesem Schritt bewegt hat. 

Karneval und Nachhaltigkeit

Etwas früher als geplant starten wir unser Gespräch an einem Sonntag Nachmittag via Skype. 

Und wie ich das in meinen Gesprächen ganz gerne mache, starte ich das Kernthema mit einer direkten Einstiegsfrage:
Karneval und Nachhaltigkeit – was fällt dir da spontan ein?“

Pierre grinst und antwortet: „Leider gibts´ da keine Verbindungen zueinander.“ Er schildert mir ein Bild, das jeder Kölner kennen sollte. Müllberge nach den Veranstaltungen im Straßenkarneval und sehr viele ungeöffnete Kamelle, die nach den Umzügen in Pfützen oder unter den Tribünen liegen. 

Und auch die Logistik des organisierten Karnevals spricht er an. „Normalerweise würden die kölschen Bands jetzt mit mindestens einem Auto durch die Stadt fahren.“

Bands und Nachhaltigkeit

Was kann man denn als Band besser machen?
Neben der generellen Vorbildfunktion nennt Pierre hier den Punkt Merchandise. Fair produzierte und durchdachte Fanartikel. „Viele Bands setzen das auch schon um!“ 

So bietet Miljö über den Partner „LassMaMachen“ Textilien bestehend aus biologisch angebauten Naturfasern und einem auf Wasser basierenden Textildruck an, bei dem zusätzlich auf Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Produktionsverfahren geachtet wird. 

Und Cat Ballou unterstützt www.plant-for-the-panet.org mit jedem verkauften Artikel. „Klar ist es für die Band teurer, nachhaltige Shirts bedrucken zu lassen. Aber am Ende sind es auch unsere Fans, die einfach eine bessere Qualität haben, was am Ende langlebiger und auch nachhaltiger ist als billige Massenware.“

Zudem erklärt er mir, dass eine Band auch ihren Teil dazu beiträgt nachhaltiger zu sein, wenn die Auswahl der Fanartikel bedacht wird. „Die Abnahmemengen bei so einer Produktion sind ja auch nicht ohne. Wenn sich also nur fünf Leute über eine Kaffeetasse freuen würden, müssen wir als Band überlegen, ob es sich lohnt, diese überhaupt zu produzieren.“

Ich kann hier also meinen Eindruck bestätigen, dass bereits ein großer Teil unserer Bands die richtigen Signale sendet und auch in Handlungen umsetzt. Ob das Transportproblem zukünftig mit z.B. Elektrobussen optimiert werden kann, bleibt abzuwarten. Aber der Blick orientiert sich auf jeden Fall in diese Richtung. 

Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Fastelovend

Was das Thema Müll angeht, können unsere Musiker auf den Straßenkarneval nicht viel Einfluss nehmen. Außer einem Appell an alle Beteiligten, sich mehr Gedanken dazu zu machen. Und damit meint Pierre z. B. die Organisation der einzelnen Karnevalsvereine selbst. „In jedem Backstage gibt es Einweggeschirr und Plastikbecher. Das verursacht Abfall, der eigentlich einfach zu vermeiden ist.“ 

„Und auch die Auswahl der Speisen sollte überdacht werden!“ Werfe ich dieses Mal ein. Pierre lacht und stimmt mir zu. „Ja klar! Als Veganer gehe ich sehr oft leer aus und auch als Vegetarier ist oft das Käsebrötchen die einzige Option.“

Und wenn man den Nachhaltigkeitsfaktor bei der Fleischproduktion mal außen vor lässt, ist es auch nicht die produktivste Ernährung für Künstler, die eh schon hart daran arbeiten, während der Session nicht krank zu werden.
Pierre und ich sind uns jeden Fall einig, dass Gemüsesticks bei jedem gut ankommen würden. 😉

Wir haben uns noch länger und ausführlicher über viele weitere Aspekte unterhalten, bei denen Köln bzw. der Karneval besser werden könnte. Allerdings habe ich dazu auch mit Judith Pamme von Radio Köln gesprochen, was ihr euch dann gerne in den nächsten Tagen durchlesen könnt. Ich danke Pierre jedenfalls für seine Zeit und freue mich, bei einer weiteren Gelegenheit mehr Inspiration zu dem Thema zu erhalten.

 

Fotos ©Pierre von Planschemalöör