„Ich bin überwältigt!“ (Brigitte)

Das waren die Worte von Jupp Menth, dem beim „Spill op d’r Rathustrapp“ in der Piazzetta des Historischen Rathauses zu Köln von den Muuzemändelcher die Golde Muuz verliehen wurde. Mit dieser Auszeichnung ehrt Kölns ältester Karnevalistenvereinigung traditionell am 11.11. eine Person, die sich in besonderer Weise um das kölsche Brauchtum, die kölsche Lebensart und die kölsche Kultur verdient gemacht hat.

Das Jecke BKB Trio

 

 

 

In die lange Liste der Geehrten mit so bekannten Namen wie Willi Schneider, Gerhard Jussenhoven, Reinold Louis, Jean Jülich, Gerd Rück und den Bläck Fööss, Wilfried Wiltschek und Biggi Fahnenschreiber reiht sich nun der Mann ein, der als lebende Legende im Kölner Karneval gilt: Jupp Menth, der als Kunstfigur „Ne Kölsche Schutzmann“ bis heute kein Blatt vor den Mund nimmt. Sein Markenzeichen ist die Uniform aus grüner Hose und Tschako und seine Büttenreden ausschließlich auf Kölsch.

Leben

Jupp Menth war bis zu seiner Pensionierung auch im richtigen Leben Polizist und kam durch Zufall in den Karneval. Im Jahr 1989 wurde er gebeten, die Laudatio auf den Kommissar Derrick alias Horst Tappert zu halten, der vom Bund Deutscher Kriminalbeamter den „Bullenorden“ verliehen bekam. Die Laudatio war so witzig, dass sich daraus die Figur des kölschen Schutzmanns entwickelte. Doch es dauerte zehn Jahre, bis Jupp Menth aus den Pfarrsälen des Umlands auf die großen Kölner Bühnen gelangte. Seine direkte Art kam nicht bei allen gut an und wegen einiger als frauenfeindlich empfundener Witze kam es 2017 zum Eklat und Jupp Menth zog sich von der Bühne zurück. Aber das Bühnenfieber ist eine „unheilbare Krankheit“ und so ist er längst wieder zurück, sucht sich seine Auftritte aber gezielt aus. Er ist einer der Letzten, der der Obrigkeit den Spiegel vorhält, was Oberbürgermeisterin Reker und der (nicht anwesende) Kardinal in seiner anschließenden Rede zu hören bekamen.

Jubiläum

Ein buntes Programm mit Künstlern der Muuzemändelcher bildete den Rahmen für diese besondere Würdigung. Denn es gab noch mehr zu feiern. Kölns älteste Karnevalistenvereinigung feiert in dieser Session ihr 75-jähriges Bestehen! Aus diesem Anlass durfte sie sich in das Gästebuch der Stadt eintragen!

Und wie in jedem Jahr wurden das “lachende und das weinende Auge“ dem designierten Dreigestirn der aktuellen und dem der vergangenen Session verliehen. So startet jedes Trifolium mit einem lachenden und geht wieder in die Normalität mit einem weinenden Auge.

Brauchtum und Tradition

Das „Spill op d’r Rathustrapp“ gehört zur Tradition des Kölner Karnevals. Die Verleihung der Golde Muuz ist vor allem beim älteren Publikum beliebt, das den 11.11. nicht mehr exzessiv feiert, aber trotzdem mit kölschen Tön und einem jecken Programm in die Session starten möchte. Weil die Stadt an diesem Tag überfüllt und man sich den Weg über große Müllberge und durch eine mehr oder weniger angetrunkene Menschenmenge bahnen muss,  trauen sich inzwischen viele Besucher nicht mehr in die Altstadt. 

Wie ist das zu lösen? Soll man die Veranstaltung auf einen anderen Tag verlegen oder verdrängt man damit das Brauchtum?  Baas Joachim Badura verneint das: Wenn sich die Umstände ändern, könne man nicht am Althergebrachten festhalten, sondern müsse sich anpassen. Schließlich sei auch der Veranstaltungsort – Ostermannbrunnen und Rathaustreppe – schon zweimal gewechselt worden. Da der Ort, die Preisverleihung, der Besuch des neuen und des alten Dreigestirns und das zweistündige Programm gleich bleiben, wird an der Tradition festgehalten. Deshalb sieht Joachim Badura auch kein Problem darin, die Veranstaltung auf den 12.11. zu verlegen. Das hätten schließlich auch die Roten Funken mit ihrer internen Sessionseröffnung auf dem Rote-Funken-Plätzchen gemacht. Außerdem könnten dann auch die jüngeren Jecken, die am 11.11. entweder einen Auftritt haben oder selbst feiern, an der Verleihung der Golde Muuz teilnehmen. Wir sind gespannt, wie es 2025 sein wird.

Fotos: @BKB