Dreigestirn: Ab jetzt Fastelovend mit Vollgas (Brigitte)
Die erste Halbzeit der Session ist schon länger rum, aber in dieser zweiten Coronasession ist so vieles anders als sonst, dass man getrost auch zur Halbzeit-Pressekonferenz einladen kann. Traditionell berichten dann Prinz, Bauer und Jungfrau von ihren Erlebnissen, Eindrücken und Gefühlen.
Dieses Mal ist „Achterbahn“ wohl die zutreffendste Beschreibung. Voller Vorfreude sind die drei in die Session gestartet, dann wurde Prinz Sven am 10.11. positiv auf Corona getestet und der jubelnde Empfang auf dem Heumarkt fiel aus. Schließlich wurden Mitte Dezember alle Veranstaltungen abgesagt und jetzt – jetzt ist wieder alles anders und vieles möglich.
Prinz Sven I. (Oleff) gibt denn auch offen zu, dass der Zeitraum nach den 10.11. für ihn ein absoluter Tiefpunkt war. Diese Zeit hat er nur dank der Unterstützung seiner Familie und der beiden Freunde durchgestanden. Aber nun strahlt er: „Keiner hat erwartet, dass so viel Session stattfindet!“ Für ihn ist diese Entwicklung das Schönste in der Session. Denn anders als im letzten Jahr kann das Dreigestirn Fastelovendgefühl verbreiten und sich an der Wertschätzung erfreuen, die ihm überall entgegenschlägt.
Was Prinz Sven I. besonders beeindruckt ist die große Kreativität der Jecken. Viele Vereine haben kleine coronakonforme Veranstaltungen und neue Konzepte entwickelt und überall sei eine unglaubliche Solidarität zu spüren, erzählt er. Die Entschleunigung habe dem Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More gut getan und das müsse man unbedingt für die Zukunft bewahren!
Jetzt freut er sich auf Rosenmontag und das „Fest am Hofe des Dreigestirns“. Das sei natürlich kein Ersatz für den normalen Rosenmontagszugist der Höhepunkt der jecken Session, bei dem sich rund eine Million Jecke am Straßenrand drängeln, um gemeinsam das „schönste Ereignis“ im ganzen Jahr – wie die Kölner meinen – zu feiern. Alle Infos unter www.koelnerkarneval.de/karnevalszuege/.rosenmontagszug/ More, bei dem man durch die Straßen vorbei an Tausenden von bunt kostümierten und jubelnden Jecken zieht. Aber in dieser Coronasession sei nichts anderes möglich und man wolle vor allem auch den Jecken, die an Rosenmontag nicht in der Stadt feiern können, über das Fernsehen ein bisschen Fastelovendstimmung nach Hause bringen.
Auch Bauer Gereon (Glasemacher) freut ist, dass in diesen Tagen alles 100 Prozent anders ist als ursprünglich gedacht. Er ist froh, dass das Dreigestirn endlich wieder zu den Menschen kommen kann. Einziges Manko: Nichts ist planbar, der Kalender erfährt täglich ein Update und es kommen immer neue Veranstaltungen hinzu. „Das ist wie eine Überraschungstüte!“ Für die Nicht-Karnevalisten: Prinz, Bauer und Jungfrau sind in dieser Session dreifach belastet – Familie, Job, Dreigestirn. Das stellt eine Riesenherausforderung dar, wie sie auch unumwunden zugeben. Normalerweise macht ein Dreigestirn nämlich vom Tag des Einzugs in die Hofburgist die Residenz des Kölner Dreigestirns. Kurz vor der Proklamation ziehen das Dreigestirn und seine Adjutanten in Begleitung ihrer und befreundeter Gesellschaften mit großem Spektakel um 11.11 Uhr in die Hofburg ein, seit vielen Jahren das Hotel Pullman Cologne in der Helenenstraße. Dort überreicht ihnen der Hoteldirektor in einer jecken Feierstunde den goldenen Schlüssel. Bis Aschermittwoch residieren sie hier und können sich jeweils nachts ein paar Stunden von den Strapazen ihrer Auftritte erholen. More bis Aschermittwochbeginnt die Fastenzeit. In den katholischen Kirchen wird am Morgen eine Messe gefeiert, in der die Palmzweige, die am letzten Palmsonntag gesegnet wurden, verbrannt werden und aus ihrer Asche ein Kreuz als Symbol der Buße und Reinigung auf die Stirn der Gläubigen vom Priester gezeichnet. Mittags steht traditionell Fisch auf dem Speiseplan, denn nach katholischer Liturgie ist der Aschermittwoch ein strenger Fastentag, an dem man sich nur einmal satt essen und auf Fleisch verzichten sollte. More Urlaub!
Es gibt Erlebnisse, die diesen Stress wettmachen. So erzählt Bauer Gereon vom Besuch der Heliosschule , bei dem nach dem Auftritt ein Mädchen mit Trisomie 21 zu ihm kam, sein Ornat befühlte und fragte: „Können wir tanzen?“ Und er hat mit ihr Walzer getanzt …
Für Jungfrau Gerdemie war die Ahrtour eines der eindrucksvollsten Erlebnisse dieser Session. Schon direkt nach der Flutkatastrophe hatte Björn Braun zusammen mit anderen Altstädtern an der Ahr mit angepackt. Beim Besuch mit dem Dreigestirn konnte er nun sehen, was in diesen Monaten alles geschafft worden und wie viel noch zu tun ist. Das unglaubliche ehrenamtliche Engagement und die Solidarität auch vieler Vereine in den Karnevalshochburgen haben ihn nachhaltig beeindruckt. Und so dankt er auch den Ehrenamtlichen im Kölner Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More, die mit viel Herzblut die Fahne des Brauchtums hochhalten.
Jetzt freut er sich zum 100jährigen Jubiläum seines Korps, der Altstädter, an Weiberfastnachtist der Karnevalsdonnerstag, an dem überall in Köln der Straßenkarneval eröffnet wird. Die größte Straßensitzung ist die der Altstädter auf dem Alter Markt, bei der um 11.11 Uhr Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Festkomitee-Praesident Markus Ritterbach und das Dreigestirn den offiziellen Startschuss für den Straßenkarneval geben. More als Jungfrau auf dem Alter Markt zu tanzen! Denn ab jetzt geben alle drei Vollgas und feiern Fastelovend!
Fotos: ©BKB Verlag