Ein neues Wohnzimmer in der Südstadt (Brigitte)

Mit einem großen Bürgerfest haben die Roten Funken im Sommer den Umbau ihrer Ülepooz gefeiert. Das Haus solle der Stadtgesellschaft für Treffen und Feiern offen stehen, wurde verkündet und die Gäste zeigten sich begeistert von dem neuen Veranstaltungsbereich mit Innenhof und  Gewölbekeller. Nun galt es, das mit Leben zu füllen. Premiere war gestern und für mich steht eines fest: Es ist ein neues Wohnzimmer in der Südstadt entstanden! Den Vorraum schmücken jetzt die Zeichnungen von Dieter Beumling und den Gewölbekeller haben Gerd Köster, Frank Hocker und Helmut Krumminga mit einem grandiosen ersten Unplugged Konzert eingeweiht.

Wie kommt der Treff bei der Stadtgesellschaft an? Für die Roten Funken sind die ersten Veranstaltungen auch ein Ausprobieren. Muss man etwas ändern, kann man etwas verbessern?

Vernissage von Dieter Beumling

Der Abend begann mit einer Vernissage. Ausgestellt werden Aquarelle, Skizzen und Entwürfe des Grafikers und Illustrators Dieter Beumling. Er ist selber Roter Funk und hat einen unendlich liebe- und humorvollen Blick auf sein Traditionskorps. Dem Publikum gefällt das und es sind bei weitem nicht nur Rote Funken anwesend. Das Catering passt, Kölsch, Jubliäumwein und was zum Schnabulieren. Man trifft sich, steht zusammen, erzählt, in der Ausstellung oder im schönen Lichthof. So weit hat der neue Treff schon funktioniert.

Karneval und Kultur

Dann geht es weiter im Gewölbekeller. Normalerweise finden hier die Versammlungen der Roten Funken statt. Im Rahmen des 200-jährigen Jubiläums hat das Traditionskorps aber ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt. Sie wollen zeigen, was der Karneval eigentlich sei. Dass Karneval und Kultur sich prima ergänzen können, haben die Roten Funken bereits mit ihrem Jubiläumskonzert in der Philharmonie und den neuen Kulturpartnerschaften mit dem Gürzenich-Orchester und der Rheinischen Musikschule gezeigt. Das setzt sich jetzt in der Ülepooz fort. Und weil die Roten Funken eher den anarchischen Teil des Karnevals repräsentieren, so Heinz Günter Hunold bei der Begrüßung der Premierengäste, freue er sich sehr auf die Musiker des ersten Konzerts: Gerd Köster, Frank Hocker und Helmut Krumminga.

Die drei die „siamesischen Drillinge“

Gerd Köster, bekannt als der kölsche Tom Waits, und Frank Hocker sind Urgesteine der kölschen Musikszene. Mit ihrer Band „The Piano has been drinking“ waren sie die erste Rockband, die 1992 in der Kölner Philharmonie auftreten durfte. „Dreckelije Krätzje“ haben sie gesungen und gezeigt, dass „Krätzje“ nicht unbedingt etwas mit Karneval zu tun haben müssen. Seit 1994 ist immer wieder Helmut Krumminga, legendärer Leadgitarrist von BAP, mit von der Partie. Selber nennen sich die drei die siamesische Drillinge, weil sie sich so gut verstehen. Und das stellen sie in der Ülepooz unter Beweis. Musikalisch wie mit ihren Texten, die mal melancholisch, mal ätzendem sarkastisch, mal mit einer Prise Blödelei sind. Eine Textzeile soll genügen:  „Em Seniorenstift „Am Aasch e Tröötche“, do wonnen nur Musiker drin, he lääv dä hät ze winnich jeklääv, Ävver reichlich Eijensinn!“  Und so war da Publikum auch restlos begeistert. „Dafür musste dieses Gemäuer 777 Jahre alt werden, um das ihr zu erleben“, resümierte Heinz Günter Hunold am Ende und freute sich sichtlich über die gelungene Premiere.

Eines sollte nicht unerwähnt bleiben: Solche Veranstaltungen finanzieren sich nicht allein über die Eintrittspreise, die bei 18,23 € liegen. Dies ist nur durch die Unterstützung von Sponsoren möglich.

Von daher dürfen sich die Kölner Bürger auf die Fortsetzung der Veranstaltungsreihe freuen, die neben Konzerten weitere Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen umfasst.

Bildnachweis: Alle Fotos © Vera Drewke, BKB Verlag