Fastelovend – Wohin geht die Reise? (Red.)

Der rheinische Karneval gehört inzwischen zum immateriellen Weltkulturerbe. Am 11.11. hat in Köln die neue Session begonnen. Wenn man in den letzten Jahren das Treiben auf der Zülpicher Strasse gesehen hat, auf dem Aachener Weiher oder an den Tollen Tagen in der Altstadt , mögen dem einen oder anderen Zweifel kommen, wie diese Auszeichnung gemeint sein mag. Natürlich ist die ausufernde Party, das bezugslose Feiern auf Teufel komm raus und der manchmal unbegrenzt scheinende Alkoholkonsum nicht der Fastelovend. Aber inzwischen gehört das wohl alles dazu. 

Neu sind solche Erscheinungsformen nicht. Es sei nur daran erinnert, dass die Gründung des „Festordnenden Comites“ im Jahre 1823 auf vergleichbare Auswüchse zurückgeht. Schon damals haben die Menschen gern gefeiert und manche sich weniger darum gekümmert, bestimmte Formen einzuhalten, Zusammenhänge zum kirchlichen Fest zu sehen oder Rücksicht auf andere zu nehmen. Am Aschermittwoch war ja eh’ alles vorbei. 

Karneval das ganze Jahr?

Das mit dem Aschermittwoch ist eigentlich heute noch so. Eigentlich? Manche Jecken möchten ihre Kostüme oder Uniformen am liebsten das ganze Jahr über tragen. Veranstaltungen wie „Jeck im Sonnesching“, das inzwischen nach Köln importierte „Oktoberfest“ und viele andere Aktivitäten greifen dieses Bedürfnis auf und zeigen, dass jeck sein heute keineswegs mehr auf die Session begrenzt ist.

Wohin führt der Weg?

Wohin also geht die Reise unseres Fastelovends? Welche Traditionen werden heute noch gelebt und können als „Kulturerbe“ weiterbestehen? Der französische Historiker Jean Jaurès hat Tradition als „Weitergabe des Feuers“, nicht als „Anbetung der Asche“ verstanden. Eine Definition, die noch immer hilfreich sein kann. Was gilt es zu bewahren, was muss modernisiert werden? Was ist Asche, die weggefegt werden kann?  Die Appsolutjeck-Redaktion wollte das genauer wissen und hat nachgefragt. Wir sprachen mit Menschen in unterschiedlichen Karnevalsämtern, mit Menschen, die im Ehrenamt Verantwortung tragen und maßgeblich mitwirken, das Gesicht des Kölner Karnevals zu formen. 

Herausgekommen ist ein breites Spektrum von Ansichten über den Fastelovend. Je nach Standpunkt wird das Engagement für das Ehrenamt gelobt oder die hohen und damit teuren Auflagen der Stadt beklagt. Und natürlich machen sich alle Gedanken, wie der Nachwuchs zu gewinnen sei.

Lösungsansätze

Einfache Lösungen hat keiner, Problembewusstsein und Bemühen um die Jugend ist jedoch allenthalben sichtbar. Wir werden in den nächsten Tagen die Beiträge unserer Gesprächspartner hier auf unserem Blog veröffentlichen. Jeder kann sich so sein eigenes Bild machen. Das Fazit der Appsolutjeck-Redaktion nach den Gesprächen ist ganz simpel und wurde schon vor Jahren von der Gruppe „Miljö“ besungen: „Su lang beim Lommi die Leechter noch brenne…

Bildnachweis: hist. Foto hist. gemeinfrei; Foto Oktoberfest©BKB; die anderen©J. Badura