Pressekonferenz des Festkomitees zum Rosenmontagszug (Ulla)

Marc Michelske, neuer Zugleiter des Festkomitees, stellte in der Pressekonferenz nicht nur die Entwürfe der Persiflagen des Rosenmontagszuges vor. In diesem Jahr wurde eine Reihe weiterer wichtige Punkte und Fragen rund um den Zug von ihm erläutert.

 

Der Zug

Ausgehend vom diesjährigen Sessionsmotto „FasteLpastedGraphic.pngVEnd wenn Dräum widder blöhe“ nimmt Marc Michelske für seinen ersten Rosenmontagszug das Wort Liebe zum Leitgedanken der Mottowagen des Zugs. Gegliedert in die drei Abteilungen: kommunal, national und international werden mit den Persiflagen aktuelle Themen dargestellt, von denen allerdings nur vier Entwürfe jetzt schon vorgestellt werden können.

Thematische Schwerpunkte

Mit dem Wagen „LIEBE DEINE STADT“ werden die Großbauprojekte thematisiert. Die enormen Geldausgaben, die z. B. für MiQua, Oper, Zeughaus und RGM anfallen, werden auf dem Rücken des Kölner Jecken abgeladen. Unter deren Last bricht er fast zusammen und macht einen regelrechten Spagat. Dagegen bleibt zwangsläufig für andere Projekte, besonders im sozialen Bereich, nicht mehr viel übrig.

Der Konflikt zwischen der „Generation Z“ und den „Boomern“ wird mit dem Wagen „DIE LIEBE GEHT DAS ERBE BLEIBT“ in der nationalen Abteilung thematisiert. Auf der einen Seite kann sich ein Teil der Bevölkerung auf ein reiches Erbe freuen. Dagegen steht ein weiteres Erbe: die große Bürde an politischen und gesellschaftlichen Versäumnissen, die die nachfolgende Generation zu schultern hat.

Internationale Kritik

Marc Michelske setzt sich auch mit dem Thema Missbrauch in der Kirche auseinander, wird den dazu entworfenen Wagen „JESUS LIEBT DICH“ aber in der dritten, der internationalen Abteilung, mitfahren lassen. Für den Zugleiter ist Missbrauch im kirchlichen Bereich kein rein Kölner oder nationales, sondern ein internationales Phänomen. Der kleine naive Ministrant, der von einem Arm aus einem Beichtstuhl heraus angelockt wird, symbolisiert eine Szene, die überall auf der Welt möglich ist.

Im Team der Entwerfer, den Kritzelköpp, gibt es einige neue Kreative. Zu ihnen gehört auch Heiko Sakurai, dessen Karikaturen aus dem Kölner Stadtanzeiger bekannt sind. Aus seiner Feder stammt die Persiflage „EU LpastedGraphic.pngVE ISLAND“. Hier wird die Haltung der EU in der Flüchtlings- und Asylfrage kritisiert. Am liebsten würden die europäischen Staaten das gesamte Problem auf eine einsame Insel verbannen.

Fuhren im vergangenen Jahr noch 25 Persiflagewagen mit, so werden aus Kostengründen in diesem Jahr nur noch 20 präsentiert. 19 davon sind Neubauten, der 20. ist eine modifizierte Variante der bereits bekannten Friedenstaube. Bei den nationalen Themen spielt natürlich die Bundestagswahl am 23.2. eine bedeutende Rolle. Einer der Wagen wird erst nach dem Ergebnis der Wahlen entworfen und fertiggestellt werden und damit hoch aktuell sein.

Zwar ist die Finanzierung des Zuges gesichert, aber die enorm gestiegenen Kosten zwingen die Verantwortlichen zu neuen Ideen. So wurden fünf der Wagen an Karnevalsgesellschaften vermietet. Zudem wird zur Mitfinanzierung des Zuges eine Variation des Schildes „DE ZOCH KÜTT“ als Rosenmontagszug-Spange zum Kauf angeboten. In drei Metallen, Bronze, Silber und Gold, ist sie zum Preis von 10,00 €, 25,00 € und 50,00 € zu haben. So kann jeder Jeck sein Scherflein zum Zoch beitragen.

Kölsche Prominenz

In diesem Jahr wird es auch einen Wagen geben, auf dem Mitglieder des Kölner Künstler- und Musikerkollektiv „Arsch Huh“ unter dem Motto „Demokrate opjepass – för et Hätz un jäjen d’r Hass“ mitfahren werden. Unter anderem werden Jürgen Becker, Carolin Kebekus, die Beer Bitches, Peter und Stefan Brings, Biggi Wanninger, Mitglieder der Bands Höhner und Miljö mit dabei sein. Auch wenn es nun so erscheinen mag, dass dieser Wagen eine Reaktion auf die vorgezogene Bundestagswahl ist, ist dies nicht der Fall. Seine Mitfahrt im Zug war schon lange vorher festgelegt, betonte Stefan Brings bei der Vorstellung des Wagens.

Thema Sicherheit

Von Ralf Remmert, dem stellvertretenden Zugleiter und ehemaligen Pressesprecher der Polizei, wurde das immer wichtiger werdende Thema der Sicherheit erläutert. Es wurde ein umfangreiches Sicherheitskonzept entwickelt und eingehend von den zuständigen Behörden geprüft. Festkomitee, Polizei und Stadt Köln stehen im engen Austausch miteinander. Allein 400 Mitarbeiter privater Sicherheitskräfte wurden engagiert. Dazu stehen am Zugweg um die 100 Zugordner und 56 Sanitätstrupps bereit. Für eventuelle Krisen sind 32 Auslassstellen am Weg vorgesehen. Auch für den Ausfall eines Wagens, der aus dem Zug genommen werden muss, können die Auslassstellen genutzt werden.

Ein weiteres wichtiges Thema für den Zug wurde von dem Physiker Dr. Petros Polikolides angesprochen. In seiner Dissertation hat er eine Analyse zur Verkehrsdynamik von Festumzügen vorgenommen. Er ist der Frage nachgegangen, welche Ursachen zu Verzögerungen im Ablauf bei Umzügen führen. Bedenkt man, dass jede Stunde, die der Zug länger braucht, ca. 80.000,00 € kostet, wird deutlich, wie bedeutend eine solche Ursachenforschung ist. Damit ist es nicht nur ein schöner Wunsch, dass der Prinz das Zugende im Hellen erreicht, sondern es ist auch aus finanziellen Gründen erstrebenswert. Wollen wir hoffen, dass es dieses Jahr gelingt.

Bildnachweis: Aufmacher©Festkomitee Kölner Karneval/Costa Belibasakis, Spange, Zeichnungen©Festkomitee Kölner Karneval; die übrigen©Dr. Ulla Weber-Woelk

 

Das Jecke BKB Trio