Korpsappell: Manchmal macht er einfach Spaß! (Stefan)

Rote Funken, Korpsappell, Heute-Show – Wie geht das denn zusammen? Tja, einfach schien das nicht zu sein, aber am Ende war es doch ganz einfach: Da war keine der bekannten Kölner Bands auf der Bühne, die Korpskameraden spielten und musizierten selbst, für sich, für die Kameraden und für den Spass an d’r Freud. Motto: Gemeinsam mit Kameraden Freude am Karneval leben. Ich im Publikum fand’s toll. So viel Engagement, Originalität und Freude hatte ich lang nicht mehr so hautnah erleben dürfen. Und die Heute-Show? Die kommt noch und wie!

Aber der Reihe nach. Korpsappell ist etwas für die Mitglieder einer Gesellschaft. Gut, Gäste sind erwünscht und die meisten gehören ja auch irgendwie dazu. Aber ein Außenstehender wird kaum den Reiz einer solchen Veranstaltung verstehen können.

 

Zu Beginn des Jahres trifft man sich mit seinen Korpskameraden, redet miteinander, trinkt ein paar Kölsch, wird geehrt oder befördert oder auch nicht und schaut zu, wie andere geehrt oder befördert werden. Eine Kapelle sorgt für Stimmung im Saal und manchmal gibt es auch ein kleines Unterhaltungsprogramm auf der Bühne. Ist alles vorbei, trinkt man noch ein letztes Kölsch und verabschiedet sich von den Gästen und Kameraden: „Wir sehen uns morgen bei Dir! Wir sehen uns beim Auftritt!“ Korpsappell eben.

Bei den Roten Funken ist vieles genau so, manches aber etwas anders. Der eigentliche Korpsappell wird als interne Veranstaltung vorgezogen und die Gäste werden danach zu einem eher auf Unterhaltung ausgerichteten Regimentsexerzieren geladen. Seit mehr als zehn Jahren ist es Brauch bei den Roten Funken, dass jeder „Knubbel“, so heißen die Korpsteile dort, dazu einen kleinen Sketch aufführt. Ca. 15 Minuten gehört dann die Bühne den Laienakteuren und die legen so richtig los. Musik, Tanz, Parodie, Schauspiel, eigentlich das ganze Bühnenspektrum wird geboten. Und das kann sich wirklich sehen lassen.

 

Ich wollte wissen, wie so eine Aufführung entsteht. Wer ist daran beteiligt, woher kommt die Idee, wie wird sie umgesetzt, wie lange dauert die Vorbereitung, wann beginnen die Proben? Na, ja, was man so alles wissen möchte, wenn man keine Ahnung hat.

Der Pressesprecher, „Blömche“ mit seinem Funkennamen, stellte für mich den Kontakt her und ich wurde zum Knubbelabend Anfang Oktober letzten Jahres beim „Streckstrumpf“ (So der Funkenname des 1. Knubbels) eingeladen. Kennenlernen war angesagt. Ich wurde herzlich aufgenommen, ebenso meine Bitte, die Vorbereitung des Beitrags zum nächsten Korpsappell begleiten zu dürfen. Also konnte es nun losgehen, meine Neugierde zu stillen. Zunächst war aber Pause angesagt. Kein Probentermin im Oktober, keiner im November, keiner Anfang Dezember. Die hatten mich einfach vergessen! Nein, sagte mir „Blömche“, die machen das immer erst so spät. Keine Sorge, du bist dabei.

Und dann kam sie doch, die Einladung zu den „Außenaufnahmen“ am 21. Dezember vormittags und zur Probe im Brauhaus Unkelbach am Abend. Mein Gott, gerade mal zwei Wochen vor dem Auftritt mit den Proben zu beginnen, das kann doch nix werden. Mit meiner nervösen Besorgnis war ich aber allein. Mich erwartete eine rundherum fröhliche und entspannte Truppe von „Schauspielern“. Ganz nach dem Motto: Jetzt haben wir Spaß miteinander und am Ende wird alles gut. „Wir sind eine Turniermannschaft, sagte mir „Muggel“, wir kriegen das hin!“

Die Aufführung war als Adaption der „Heute-Show“ angelegt. Mit allem drum und dran, wie beim Original. Witzige Moderation, Live-Schaltungen, statistische Auswertungen, ein großes Live-Interview aus einem Flugzeug und sogar die Wettervorhersage für den Rosenmontagszug.

Alles drehte sich um die Vorstandswahlen der Roten Funken in diesem Jahr, wo die Wiederwahl von HGH (Funkenpräsident Heinz Günter Hunold) noch nicht als gesichert angesehen werden könne. Zwar habe er derzeit Zustimmungswerte von 99,9%, doch bei einer „Fehlertoleranz“ von 2-3 Prozent müsse man noch abwarten. Satire pur!

Neben der Gelassenheit, mit der die Funken die Proben absolvierten, überraschte mich die Ernsthaftigkeit der Herangehensweise und die Kenntnisse zur Form der Satire. „Wir sind zu lang mit dem Stück, wir müssen kürzen. Nehmen wir etwas raus? Wir lassen alles drin, aber wir kürzen von 15 auf 12 Minuten“ Wie kommen Karnevalisten dazu, soviel über Szenenlängen und Timing zu wissen? „Ich war mal Prinz, sagte mir „Zimbum“ (der Knubbelführer), da lernt man so etwas!“

Die Idee zu der „Heute-Show“ kam bei einer Knubbeltour. Spontan, wie so etwas eigentlich immer kommt. Gesagt getan, „Bambi“ hat die Ideen gesammelt und in ein Manuskript gepackt. Und dann ging alles schnell und einfach. „Bambi“ verteilte die „Manuskripte“, „Zimbum“ die Rollen: „Du kannst eine Rolle übernehmen, sprach er einen Kameraden an.“ „Klar“, kam die Antwort, „ich weiss zwar nicht welche, aber ich bin dabei“. Sagte ich doch, entspannte Truppe! Zwei Durchläufe als Leseprobe und „Zimbum“ konnte freudig die Arbeit beenden: „Ich hab das Gefühl. dass es etwas wird.“ Hab‘ ich gerade Arbeit geschrieben? Quatsch! Mit Arbeit hatte diese Leseprobe gar nichts zu tun, mit Spaß an d’r Freud aber alles! Und mit diesem Gefühl ging es dann in die Weihnachtspause.

Am Abend des diesjährigen Regimentsexerzierens 40 Minuten vor der Aufführung war der Proberaum leer. Nur ich mit meiner Kamera stand nervös da und hatte mich noch immer nicht daran gewöhnt, dass hier Gelassenheit quasi im Blute liegt. Eine halbe Stunde vor Auftritt kamen die Jungs aber doch, sich umzuziehen und einzustimmen: „Kann mal einer einen Kranz besorgen!“

Und dann ging’s tatsächlich hoch auf die Bühne. Letzte Korrekturen und Absprachen hinter der Bühne: Wo stehst Du, wann komme ich? Habe ich da tatsächlich so etwas wie Nervosität gespürt?

Vor dem Vorhang kündigte der Präsident den Auftritt des 1. Knubbels an. HGH muss wohl geahnt haben, was da auf ihn zukommen wird. Sein Gesichtsausdruck jedenfalls schien geringfügig weniger entspannt als vor den anderen Darbietungen.

Dann konnte es endlich losgehen: Vorhang auf! Oliver Welke („Zimbum“) als Moderator begrüßte die Gäste mit flotten Sprüchen: “ Wir berichten, bevor wir recherchieren!“

Danach kam ein wahres Feuerwerk von kleinen Sketchen, witzigen Anspielungen, krassen Übertreibungen und sitzenden Pointen. Man muss schon einiges aushalten können, wenn man Präsident der Roten Funken ist. Aber HGH hat keine gute Miene zum bösen Spiel machen müssen. Böse war die Satire nie. Immer über der Gürtellinie und durchaus treffend in der Charakterisierung ihres Chefs. Der saß im Parkett mit seinen Präsidentenkollegen und hatte seine keineswegs gespielte Freude an dem Treiben da oben.

Nach einer knappen viertel Stunde war dann auch schon alles vorbei. Die Akteure bedankten sich beim Publikum, HGH bei den Akteuren und der Beifall von allen Seiten kam von Herzen und war hochverdient.

Wer das „Drehbuch“ kennt, weiss, dass der ein oder andere Gag „versemmelt“ wurde. Aber wer liest an einem solchen Abend schon Drehbücher oder vergleicht die Vorlage gar mit der Darbietung? Spass hat die Show auf jeden Fall gemacht, denen im Saal, denen auf der Bühne und mir auch. Danke Jungs, dass ich dabei sein durfte!

Bildnachweis: Fotos Außenaufnahmen © Franco Tozza; alle übrigen Fotos © BKB.