Zeitreise durch 200 Jahre Kölner Karneval (Vera)

Am Freitagabend fand ein kleines Klassentreffen der Karnevalisten statt. Das Festkomitee Kölner Karnevalvertritt die Interessen von mehr als hundert Karnevalsgesellschaften und Vereinen. Seine Aufgabenliste reicht von der Organisation des Rosenmontagszuges, der Wahl und Vorbereitung des Dreigestirns, der Durchführung der Proklamation, der Jugend- und Nachwuchsförderung über die Darstellung des Kölner Karnevals in der Presse, die Vermarktung des Sessionslogos, die Übertragungsrechte für Hörfunk- und Fernsehsitzungen, die Vertretung gegenüber Stadt und Öffentlichkeit bis hin zur Dokumentation der eigenen Geschichte im Kölner Karnevalsmuseum. More hatte zur exklusiven Eröffnungsgala des 200-jährigen Jubiläums mit einer musikalischen Zeitreise in die Flora eingeladen. „Krüzz un Quer“ durch zwei Jahrhunderte des organisierten Karnevals. 

Eine Zeitreise mit allen „Legenden“ die Köln bisher zu bieten hatte. Alle sind vom Himmelpötzje eraf jekumme um mit uns zosamme zo fiere. All die Großen Namen, wie Ostermann, Muys, Eilemann, Nikuta, Hachenberg und viele mehr, gaben sich die Ehre. Eine wunderbare Idee, wie ich finde.

Ein Rückblick

Das Kohberg-Orchester begleitete den ganzen Abend, der direkt mit dem ersten Klassiker alles auf den Punkt brachte: „Och wat wor dat fröher schön doch in Colonia“. Ein Walzerlied von 1930 über die Eigenart von Köln. Fast ein Jahrhundert später blicken wir an diesem Abend auch nochmal zurück. 

Emotionaler Abend

Präsidenten und Präsidentinnen, Dreigestirne, unsere Oberbürgermeisterin und viele mehr waren der Einladung des Festkomitees gefolgt und nahmen in Smoking und Galaoutfit an den geselligen runden Tischen Platz. Jeder Tisch war liebevoll dekoriert in Anlehnung an einen Klassiker der Kölschen Musikgeschichte. Als Platzsets dienten alte Schallplatten unter anderem mit „Stammbaum“, „Kayjass No.0“, „Heidewitzka“, „Bye, Bye my Love“, die im Anschluss an die Veranstaltung von vielen als Souvenir an den Abend mitgenommen wurden.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn eröffnete den Abend mit emotionalen Worten. Nach zwei Jahren, die uns Karnevalisten viel abverlangt haben, tut es richtig gut, endlich wieder in die glücklichen Gesichter schauen zu können. Keine Sitzungen, keine Partys, keine Umzüge, aber „Ihr habt den Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More dennoch zu den Menschen gebracht“. 

OB Henriette Reker ließ es sich nicht nehmen, auch ein paar kurze Grußworte an den Saal zu richten. Vom Kohberg-Orchester mit „kutt erop“ auf die Bühne geleitet, stellte sie fest: „Wer Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More nicht versteht, ist heute eh draußen geblieben, wir sind hier unter uns!“ Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Und ich finde es von Tag zu Tag immer ein bisschen schöner, ein Teil davon sein zu dürfen.

Reker grüßte ihre „Kameraden“ der Kölsche Funke rut-wieß von 1823, die sich auch zahlreich im Saal befanden. Sie sei eine Rote Funkin durch und durch und würde am liebsten in Uniform schlafen gehen, so gern trägt sie diese. Henriette, I feel you! 

Teil 1 der Zeitreise, unterteilt in 5 Abschnitte, begann in den Jahren 1823 – 1873. 

Mike Hehn, in der Rolle von Heinrich von Wittgenstein, moderierte charmant und unterhaltsam durch den Abend. Auch er sagt nach 200 Jahren Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More „Mer müsse dä Fastelovend am levve erhale!“

De Kallendresser erzählen den Beginn der „Thronbesteigung des Held Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More“. Passend dazu führen die Helligen Knäächte un Mägde ihren Historientanz auf und die Rote Funkensind Kölns ältestes Traditionskorps und verstehen sich mit ihren weißen Hosen, roten Uniformröcken und schwarzen Grenadiermützen als Nachfolger der Stadtsoldaten der freien Reichsstadt Köln. Dass sie in friedfertiger Absicht kommen, zeigen die rot-weißen Blumen im Lauf der Knabüß! Bis heute ist die Persiflage der Karnevalssoldaten beliebt, militärische Paraden als Stippeföttchetanz aufzuführen: Dabei stehen jeweils zwei Gardisten Rücken an Rücken, strecken (kölsch: stippe) ihr Gesäß (kölsch: Föttche) heraus und reiben es im Takt der Musik gegeneinander. Um die Kameradschaft im großen Funken-Korps besser pflegen z... More kommen mit der kleinsten und schnellsten Wache im Schlagabtausch auf die Bühne. Der Tanzoffizier muss sich leider immer noch schonen, daher musste eine Runde Funkedanz und Wibbeln reichen.

Teil 2 der Zeitreise von 1873 – 1923 moderierte Thomas Cüpper, et Klimpermännche, der ein buntes Ostermann Potpourri mit dem Kohberg Orchester sang.  

Wicky Junggeburth schloss mit einem Medley von Karl-Berbuer (1900 – 1977) an.

Im dritten Teil von 1923 – 1973

begrüßte  uns J.P. Weber in der Rolle von Horst Muys nonchalant mit einem Gläschen Wein in der Hand und mit dickrahmiger Brille, wie sie Muys damals trug. Ein herrliches Schauspiel.

De Kallendresser performten weitere Klassiker der 4 Botze. Aufgestockt zu 6 Botze!

Was darf an einem solchen Abend nicht fehlen? Genau, der designierte Prinz Boris I. mit seiner Rede als Hans Hachenberg (1925 – 2013), wofür er sich kurz die weiße Schminke ins Gesicht malte und die markante lila Mötz aufsetzte.

Grandios waren zu vorgerückter Stunde „Die Rabaue“, die als Eilemann Trio eine wunderbare Performance von Klassikern wie… „Eetz kütt et rut, rut, rut …“ (1952) , „Vater ist der Beste“ (1959), „Du alter Räuber“ (1954) , „Oh Heimat, wie bist du so schön“ (1960) oder „Sie will ja … nach Sevilla“ (1964) ablieferten. 

Nach der Hauptspeise (Suurbrode vum Rind, weil die Pääd brauche mer noch für de Zoch!) verkörperte Ken Reise im vierten Zeitreise Abschnitt Marie-Luise Nikuta in einem Traum von blauem Kostüm und fusse Pürk. 

Songs wie „Stroßebahn“ (1996), „E paar Grosche för Ies“ (1977), oder „Fastelovend em Blot“ (2012/2013) kann selbstverständlich der ganze Saal perfekt mitsingen. 

Der Neuner-Tanz

Ein Highlight, auf das besonders wir Fotografen sehr gespannt waren: der Neuner-Tanz der Traditionskorps-Tanzpaare. Das bekommt man schließlich nicht in jeder Session präsentiert und liefert meist ein schönes Motiv. Sehr gelungen mit der ausgesuchten Musik und choreografiert von Jens Hermes. Leider fielen zwei Tanzpaare krankheitsbedingt aus, sodass es an dem Abend nur zu einem 7er-Tanz reichte. Hoffentlich zieht sich das nicht durch die Session. Ich freue mich, die Neun möglichst oft vollständig tanzen zu sehen.

Einer der letzten Auftritte

Als Urgestein und zeitgleich immer noch eine der angesagtesten Bands der Gegenwart kamen natürlich auch noch die Bläck Fööss für eine kleine musikalische Zeitreise vorbei. Chris Kuckelkorn stellte bedauerlicherweise fest, dass dies tatsächlich der letzte Auftritt von Erry und Bömmel in der Flora gewesen sein wird, die bekanntlich beide zum Jahresende aus der Band ausscheiden werden. Mal schauen, wo sie einem dann sonst noch so über den Weg laufen werden. Ich persönlich werde die beiden in jedem Fall sehr in den Sälen der Stadt vermissen.

Zum Abschluss performen De Kallendresser a capella „Et jitt kei Wood“ (2013) und überlassen im Anschluss die Bühne der Zukunft des Karnevals „Cat Ballou“. 

Einfach dankbar

Ein rundum gelungener Abend mit vielen netten Begegnungen. Eigentlich wollte ich gar nicht so lange bleiben, auch im Hinblick auf meinen gefüllten Kalender der nächsten Wochen. Aber irgendwie ist man dann doch sehr dankbar, dass das alles wieder so ungezwungen möglich ist und die Zeit verging wie im Flug. Um 1:00 Uhr war Schluss. Nach einem letzten Kölsch mit der Festkomitee-Pressetruppe bedankte ich mich für den schönen Abend und fuhr zur Bildbearbeitung nach Hause. 

Und auch gestern war wieder so ein Tag, wo ich unglaublich dankbar bin, Kölnerin und so nah dabei zu sein. Wie traurig wäre der Winter, wenn wir ihn nicht mit so viel Konfetti und bunten Kostümen erhellen würden? 

Fotos: @ Vera Drewke