Blindensitzung: Fastelovend zum Anfassen (Brigitte)
Im Kölner Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More gibt es unzählige Sitzungsformate : Kostüm– und Prunksitzungen, Herren- und Mädchensitzungen und, und, und … Auch die am Dienstagnachmittag im Ostermann-Saal des Sartory scheint dazu zu gehören – wären da nicht die vielen zusammengeklappten Blindenstöcke unter den Tischen. Es ist Blindensitzung und das ist etwas ganz Besonderes. Nicht die Show auf der Bühne steht im Vordergrund, sondern das Zuhören und Fühlen.
Wenn die Jecken nicht sehen können, was auf der Bühne passiert, muss so viel wie möglich in der Moderation erklärt werden. Das zeigte sich gleich im ersten Programmpunkt, nachdem die Moderatoren Dagmar Eichberg-Weber und Ralf Schlegelmilch (in Vertretung des Festkomitee-Präsidenten Christoph Kuckelkorn) Herbert Klerx, den Vorsitzenden des Blinden- und Sehbehindertenvereins Köln, begrüßt hatten. De Pänz us dem ahle Kölle zogen auf die Bühne.
Sehende werden sich jetzt fragen: Wie? Eine Tanzgruppe? Die muss man sich doch ansehen! Kein Problem für die Pudaks, wie „De Pänznennen die Kölner ihre Kinder. More us dem ahle Kölle“ genannt werden. Sie sind eine ganz besondere, eine Milljöh- Tanzgruppe, denn hier wird live zum Tanz gesungen und alle, von klein bis groß, tanzen gemeinsam. Bei ihnen steht der traditionelle Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More der leisen Töne im Vordergrund und so schunkelten und sangen die Jecken im Ostermann-Saal sofort mit. Fastelovend eben!
Dann beschrieb Birgit Kohnen die Leiterin der Pudaks, ganz genau die Kleidung von Puute und Pänznennen die Kölner ihre Kinder. More, Frolleins und Lällbecke und erklärte die Unterschiede. Auch der Till im orangefarbenen Kostüm mit dem Steckenband durfte nicht fehlen. Anders als viele Karnevalsgesellschaften haben die Pudaks nämlich keinen Plaggen (Fahne), sondern einen Stecken mit Bändern, auf denen die Namen der aktiven Tänzerinnen und Tänzer stehen. Das war für viele Jecken neu.
„Wenn es ein Publikum gibt, das hören kann, dann sind es die Blinden“, heißt es über diese Sitzungist eine Karnevalsveranstaltung zwischen der Proklamation und Karnevalsdienstag mit einem bunt gemischten Bühnenprogramm: Tanzgruppen und Korpsgesellschaften ziehen in den Saal und präsentieren ihre Tanzkünste, Büttenredner widmen sich mit Witz und Ironie den großen und kleinen Themen der Welt und kölsche Musiker reißen das Publikum von den Stühlen. Highlights sind der Einzug des Dreigestirns und die Ansprache des Prinzen an sein „Narrenvolk“. More. Wie wahr das ist, zeigte der verbale Schlagabtausch zwischen dem rheinischen Bauern und dem echten Wiener. Es gab manchen Lacher, auch wenn die Witze teilweise aus einer anderen Zeit zu stammen schienen.
Weil die beiden Dreigestirne länger als geplant bei der Sitzungist eine Karnevalsveranstaltung zwischen der Proklamation und Karnevalsdienstag mit einem bunt gemischten Bühnenprogramm: Tanzgruppen und Korpsgesellschaften ziehen in den Saal und präsentieren ihre Tanzkünste, Büttenredner widmen sich mit Witz und Ironie den großen und kleinen Themen der Welt und kölsche Musiker reißen das Publikum von den Stühlen. Highlights sind der Einzug des Dreigestirns und die Ansprache des Prinzen an sein „Narrenvolk“. More der CDU-Frauenunion im benachbarten Großen Sartorysaal verweilten, wurde noch eine außerplanmäßige Programmnummer eingeschoben. Ralf Schlegelmilch bat das Saalorchester, die Markus Quodt Kapelle, sich vorzustellen. Die neun Musiker sitzen immer am Rand der Bühne und werden nur wenig beachtet, dabei leisten sie Großartiges, wie zum Beispiel bei den Pudaks, die sie ohne vorherige Probe live zum Tanz begleiteten. Da musste jeder Takt sitzen.
Endlich kündigte der Aufzug der Plaggeköpp, des Stammtischs der Standartenträger im Kölner Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More, den Einmarsch des Kölner Kinderdreigestirns und des Kölner Dreigestirns samt Equipe an. Das Highlight jeder Blindensitzung! Denn hier steht nicht die Show, sondern der persönliche Kontakt im Vordergrund. So war Prinz Sascha I. auch ganz überrascht, dass kein Dreigestirn sein Lied vortragen sollte und machte aus der Not eine Tugend: Er stimmte „Et Trömmelche“ an und der ganze Saal sang mit. Was für ein schöner Moment!
Und dann mischten sich die sechs unter das Publikum und ließen sich traditionell „betasten“. So konnten die blinden und sehbehinderten Menschen die Ornate der Tollitäten zumindest erfühlen. Denn schließlich sehen diese Menschen mit ihren Händen. Für viele ist das etwas ganz Besonderes und sie genießen Fastelovend mit allen verbleibenden Sinnen.
„Der Zukunft entgegen“ ging Dagmar Eichberger-Weber nach eigenen Worten, als sie die achtjährige Merle nach vorne holte und diese „Ich mööch zo Fuß no Kölle jon“ anstimmte. Der Blick in den Saal zeigte ein anderes Bild. Das Publikum war durchweg älter und es waren noch viele Plätze frei. Um ein jüngeres Publikum anzusprechen, ist sicher noch Luft nach oben, was Moderation und Programm betrifft.
Veranstalter der Blindensitzung sind die „Muuzemändelcher“ – Die Kölner Karnevalisten e.V. 1949 in Kooperation mit dem Blinden- und Sehbehinderten-Verein Köln und dem Festkomitee Kölner Karneval. Letzteres ehrte Markus Homburg für seine 25-jährige Mitgliedschaft bei den Muuze mit dem Verdienstorden in Silber. Da freuten sich auch Ludwig Sebus und Biggi Fahnenschreiber, beide Mitglieder der Muuze, im Saal.
Im nächsten Jahr wird die 70. Blindensitzung gefeiert und dann wird der Ostermannsaal hoffentlich wieder so voll sein wie in früheren Jahren.