Déjà-vu: Die 2. Session auf Abstand (Brigitte)

Déjà-vu –alles so wie im letzten Jahr. Die Absagen für die Session kommen von Festkomitée, Karnevalsgesellschaften und alternativem Karneval, der Ruf nach Unterstützung durch den Staat für die gebeutelte Veranstaltungsbrache, für die Künstler und Vereine und … wird laut.  Nur, dass es dieses Mal  keinen harten Lockdown und eine Totalabsage gibt, sondern die Absagen tröpfchenweise erfolgen. Omikron lässt grüßen!

Sicher hätte sich manche Entwicklung in der Pandemie vermeiden lassen, hätten die Verantwortlichen in der Politik auf die Vorhersagen der Wissenschaftler gehört und sich nicht ausschließlich auf den Wahlkampf konzentriert. Aber gab es im letzen Sommer nicht schon eine ähnliche Sorglosigkeit? Sei’s drum, den oder die Schuldigen auszumachen verändert die Lage nicht: „Hätte, hätte, Fahrradkette!“ Sicher ist: Karneval wird auch in dieser Session nicht so stattfinden, wie wir es alle uns wünschten!

Also – Was machen wir draus! An Alternativkonzepten arbeiten seit Tagen die Ehrenämtler im Festkomitee und in den Karnevalsgesellschaften.

Dreigestirn

Eines steht fest: Wie in der letzten Session werden beide Dreigestirne aktiv in der Session sein! „Auch ohne Sitzungen und Bälle brauchen wir ein großes und ein kleines Kölner Dreigestirn“, betont Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees. „Eine Session besteht nicht nur aus dem gemeinsamen Feiern, sondern vor allem auch aus vielen sozialen Terminen. Diese sind wichtig, um etwa Spendengelder für karitative Vereine zu sammeln und nicht zuletzt, um Menschen ein bisschen Trost und Freude zu schenken. An diesen Terminen wollen wir so weit wie möglich festhalten.“ In einer regulären Session besuchen die Kölner Dreigestirne im kleinen Rahmen Krankenhäuser, Altenheime, Hospize, Schulen und Kindergärten und andere soziale Einrichtungen wie die Bahnhofsmission oder den Vringstreff für Wohnungslose.

Proklamation

Merkt euch den 9. Februar 2022 vor! Dann überträgt das WDR Fernsehen um 20.15 Uhr die diesjährige Proklamation. Denn auch in diesem Jahr werden das Kölner Dreigestirn und Kölner Kinderdreigestirn gemeinsam von Oberbürgermeisterin Henriette Reker am 7.  Januar proklamiert und zwar im Gürzenich.

Damit gehen Prinz Sven I. (Oleff), Bauer Gereon (Glasemacher) und Jungfrau Gerdemie (Dr. Björn Braun) doppelt in die Karmevalsgeschichte ein: Sie sind das einzige Dreigestirn, das zwei Sessionen lang die Jecken regieren darf, und das zweimal ohne den rauschenden Beifall seiner Gesellschaft und der Jecken proklamiert wird. Und dazu noch im 100. Jubiläumsjahr seines Traditionskorps, der Altstädter!  Da sprechen viele Jecken ihr Mitleid aus!

Trotzdem, so Prinz Sven I., freuen sich die drei auf die Session: „Wir haben in der vergangenen Session an ganz vielen Stellen gespürt, wie wichtig den Menschen der Karneval gerade in so einer Krisenzeit ist. Wenn wir in den kommenden Wochen wieder ein wenig helfen können, die kölschen Jecken durch diese schwere Zeit zu bringen, dann stellen wir uns voller Überzeugung dieser Aufgabe und übernehmen Verantwortung.“

Wir können nur hoffen, dass es für die Drei dafür ein ganz großes Dankeschön gibt –und sei es, wie in den sozialen Medien schon vorgeschlagen wurde, dass nächste Session ausnahmsweise zwei Dreigestirne durch die Säle ziehen dürfen.

Für die Jecken zuhause gibt es bei der Proklamation ein schönes Programm: Mit dabei sind viele bekannte Kölner Karnevalskünstler wie die Bläck Fööss, die Höhner und Cat Ballou sowie Jörg Runge, Jens Singer und Jürgen Beckers, die ein bisschen Fastelovendsjeföhl in die heimischen Wohnzimmer bringen werden.

Schull- un Veedelszöch 2022

Die Schull- un Veedelszöch fallen nun zum dritten Mal aus! Weil der Rosenmontagszug nicht den üblichen Zochweg nutzen wird, mussten die Freunde und Förderer des kölnischen Brauchtums die Zöch absagen: „Unsere komplette Logistik baut auf der Infrastruktur des Rosenmontagszuges auf. Ein Alleingang ist für uns deshalb nicht denkbar, zumal ja auch die Zöch am Sonntag Hundertausende in die Innenstadt locken. Wir verstehen, dass das Festkomitee unterschiedliche Alternativen durchspielt. Aber für die Schulen und Veedelsvereine, die nur wenig personelle und finanzielle Ressourcen haben, wollen wir jetzt Klarheit schaffen. Daher haben wir uns entschlossen, die Schull- un Veedelszöch schweren Herzens für 2022 abzusagen.”

Rosenmontagszug 2022

Es versteht sich von selbst, dass angesichts der Prognosen zur Omikron-Variante ein normaler Rosenmontagszug mit Hunderttausenden von Zuschauern momentan nicht vorstellbar ist. Also arbeiten Zugleiter Holger Kirsch und sein Team an Alternativkonzepten. Fest steht aber schon, dass der Zoch im Miniaturformat in Zusammenarbeit mit dem Kölner Hänneschen-Theater nicht noch einmal umgesetzt wird.

Für Holger Kirsch bleiben die Persiflagen das wichtigste Element des Rosenmontagszugs , mit denen sich der Karneval zu politischen und gesellschaftskritischen Themen äußert. „Die wird es auf jeden Fall auch in diesem Jahr zu sehen geben”, versichert er.

  • Möglicherweise werden die Persiflage-Wagen auf verschiedenen Plätzen in den Kölner Veedeln als Ausstellungsstücke zu sehen sein.
  • Oder aber es gibt eine Rio-Variante: Dabei zöge der Zoch über einen deutlich verkürzten Zugweg, zu dessen beiden Seiten festen Tribünen eingerichtet sind. Auf den Sitzplätzen im Außenbereich könnten Abstände optimal eingehalten und eine personengenaue Rückverfolgung gewährleistet werden.
  • Oder aber der Rosenmontagszug zieht durchs RheinEnergie-Stadion. Wenn der FC bis Ende Februar Corona-konform wieder vor Publikum spielen dürfte, könnte auch diese Alternative ein Weg sein, um unter 2G-Plus-Bedingungen sicher feiern zu können.

„All diese Varianten sind natürlich kein Ersatz für einen normalen Rosenmontagszug, das ist allen Beteiligten bewusst”, erklärt Zugleiter Holger Kirsch. „Der Zoch lebt – wie der Karneval insgesamt – von menschlicher Nähe, vom gemeinsamen Erleben einzigartiger Momente. Und dennoch wissen wir aus dem vergangenen Jahr, dass die kölschen Jecken für kleine, auf den ersten Blick verrückte Ideen offen sind. Darauf müssen wir jetzt aufbauen.”

Karnevalsgesellschaften

In den Gesellschaften wird an verschiedenen Konzerten im Außenbereich gearbeitet. Weil aber noch niemand weiß, wie sich die Pandemie unter der Omikron-Variante entwickelt, sind Vorhersagen schwierig. Wir werden berichten!

Fotos: 1-3-4, 6-7 ©Festkomitee Kölner Karneval/Costa Belibasakis, 3 ©Joachim Rieger, 5 ©julianhukephotography